Geschichte
Wieso uns ausgerechnet ein völlig zerstörtes Kirchenensemble in einem dichten Wald interessiert? Die wahrlich sagenhafte Geschichte zu diesem besonderen Ort lesen Sie hier.
Neubeginn: Das erste Wunder
Es ist 1669 und der Hufschmied Bartholomäus Fick aus Weschekun/Vysočany hatte sein Augenlicht verloren. Zuerst war er fünf Jahre lang auf einem Auge blind, dann vier Jahre auf beiden. Kein Heilmittel half, keine Arznei brachte Linderung. Die Verzweiflung wuchs und schließlich blieb ihm nur noch sein Glaube.
Bartholomäus betete und flehte um Hilfe – und hatte einen Traum: Er solle drei Gotteshäuser mit einem Opfer besuchen. Also ließ er sich von seiner Frau Catharina dorthin führen. Er pilgerte zur Kapelle St. Wolfgang in Haid/Bor, zur Kapelle St. Peter und Paul in Speierling/Skviřín und schließlich zur Kapelle St. Stephan in Godrusch/Jadruž. Doch nichts geschah. Seine Blindheit blieb.
Dann hatte er eine zweite Vision: eine verfallene Kapelle in der Wildnis. Einst ein heiliger Ort, war sie inzwischen völlig zerstört und von hohen Bäumen überwuchert. Die Einheimischen nannten sie nur die „verwüstete Kapelle“. Bartholomäus bat seine Frau, ihn dorthin zu bringen – doch sie zögerte. Erst nach mehrmaligem Drängen nahm sie seinen Stock und führte ihn durch den Wald.
In den Ruinen fiel er auf die Knie und betete mit letzter Hoffnung. Doch er blieb blind. Er bat seine Frau, Wasser zu holen – denn er erinnerte sich an einen Brunnen in der Nähe, den "Grasmagd"-Brunnen. Auch nach langem Suchen konnten sie ihn nicht finden. Bartholomäus begann einfach selbst in der Erde zu graben. Bald spürte er Feuchtigkeit – frisches Quellwasser sprudelte hervor.
Er trank, wusch sich und kehrte in die Kapelle zurück. Dort, zwischen den verfallenen Mauern, begann er Licht zu sehen. Nach acht Tagen kehrte er zurück, betete erneut, wusch sich mit dem Wasser – und öffnete seine Augen. Er konnte wieder sehen.
Das Wunder wurde 1671 vor Pfarrer und dem Bürgermeister von Pfraumberg/Přimda bezeugt und schriftlich festgehalten - mit dem Hinweis, dass viele tausend Menschen diese Geschichte gehört oder Bartholomäus gesehen hätten.
Der Wiederaufbau
Ungefähr zur selben Zeit quälten den Pfraumberger Gastwirt Sebald Hopffer, gebürtig aus Schönsee in der Oberpfalz, tagelang unerträgliche Kopf- und Augenschmerzen. Er hatte Angst, sein Augenlicht zu verlieren. Kein Arzt und keine Medizin brachten Linderung.
Als Hopffer von der wundersamen Heilung von Bartholomäus Fick hörte, schöpfte er neue Hoffnung. In seiner Verzweiflung gelobte er, ebenfalls zu dieser Kapelle zu pilgern und ein Opfer darzubringen, falls er Heilung fände. Da er zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr gehen konnte, ließ er sich von einem Wagen an die Stelle im Wald fahren.
An der verfallenen Kapelle kniete er nieder, betete andächtig und wusch sich mit dem Quellwasser. In diesem Augenblick ließ der stechende Schmerz in Kopf und Augen nach. Ohne weitere medizinische Behandlung wurde Sebald Hopffer vollständig gesund.
Aus Dankbarkeit beauftragte Hopffer den Pfraumberger Hans Richter damit, die kleine Wassergrube zu erweitern. Als Richter zu graben begann, trat eine größere Quelle zutage, die fortan reichlich Wasser spendete. Hopffer ließ einen Zaun um die Quelle errichten, um sie zu schützen.
Die Nachricht von diesem zweiten Wunder verbreitete sich offenbar rasch. Täglich kamen nun Kranke – teils von weit entfernten Orten – zur Kapelle und zur Quelle, in der Hoffnung auf Heilung. Unter den Pilgern befanden sich Geistliche, Adelige und sogar nicht-katholische Besucher. Und täglich wurden es mehr. Der wachsende Zustrom veranlasste schließlich den Herrschaftsbesitzer Georg Maximilian Reichsgraf von Lindelo im Jahr 1670, den Wiederaufbau der eingefallenen Kirche zu finanzieren.



Urkunde zum Wiederaufbau (1670) / Müllersche Landkarte (1720) / St. Apollonia (um 1920). Quellen: Národní archiv, APA I, C87, k. 854a / Archiv ČÚZK, Objednávkový kód I-1-137_11 / NPÚ Plzeň
Spiritueller Anker
Ab 1670 entstand eine für die Region ungewöhnlich große Kirche. Um sie herum entstand eine kleine Siedlung von sechs Häusern, darunter ein Wirtshaus und eine Einsiedelei. Der Pilgerstrom scheint für viele Jahre bestanden zu haben. Schriftlich überliefert wurden Wunderheilungen bis 1764.
Im Jahr 1778 gewährte Papst Pius VI. schließlich einen sieben Jahre währenden Ablass, wenn ein Geistlicher in St. Apollonia für einen Verstorbenen eine Messe feiert.

Die zweite Zerstörung
Bereits um 1935 war die Kirche einsturzgefährdet. Die jährliche Pfingstwallfahrt mit der Messe fand zu dieser Zeit vor der Kirche statt. Mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung verlor auch der bis 1946 bewohnte Ort vollends an Bedeutung. Zwischen 1950 und 1958 wurden Kirche und Häuser offensichtlich zerstört.


Luftbilder aus den Jahren 1950 und 1958. Quelle: Letecké měřické snímky (1950), Archiv Zeměměřický úřad, WMSA08.1950.PRIM96.01446 und WMSA08.1958.PRIM96.08623
Neuanfang
Dem weiteren Verfall wollen wir nicht tatenlos zusehen. Dieses wertvolle Kulturdenkmal muss für die Nachwelt erhalten bleiben und soll auch den nächsten Generationen zur Andacht zur Verfügung stehen.

Wir werden unterstützt von